Uta Serwuschok / 22. Apr 2015
Echauffieren über Dinge mit Belang – Tobias Mann bei Sanftwut
Ich hatte mehrfach an diesem Abend Angst um den Künstler. “Jetzt fliegt er gleich von der Bühne”, hörte ich mich innerlich sagen.
Tobias Mann gibt kein Programm, er spielt auch keins. Nein, er durchlebt es. Bei anderen Kabarettisten müsstest du bei einer solchen Vorstellung ein Sauerstoffgerät daneben stellen. Tobias Mann lebt da auf, wo andere längst aufgehört haben. Sein Kabarett fordert uns Zuschauer. Ihm ist es egal ob du dem Tempo seiner Gedanken folgen kannst oder nicht. Er zieht vom Leder. Anspruchsvoll, versteht sich. Unter dem macht er es nämlich nicht. Als Zuschauer möchte man zu ihm auf die Bühne stürzen und sagen: “Reg dich nicht so auf mein Junge. Du hast ja Recht. Aber achte auf deine Nerven!”
Kann er nicht, der Tobias Mann. Weil seine Nerven den Nerv der Zeit so deutlich spüren und dank seiner Intelligenz auch analysieren. Wir wissen, wer das tut, kann beim Anblick der großen und kleinen Welt nicht wirklich ruhig bleiben. Und so löst Toby (wie wir ihn nennen) an diesem Abend ein, was er in einem seiner wunderbaren Lieder singt: “Ich echauffiere mich nur noch über Dinge mit Belang.”
Dabei geht es auch sehr sinnlich zu, poetisch. Die leiseren Töne sind oft die privaten. Dann wenn er von seiner Familie erzählt. Wenn er nachdenkt, ob er und seine Frau alles richtig machen mit der Erziehung.
Seine Musikalität fasziniert mich immer wieder. Eine Freude, dieser Stimme zu hören. Diesen Rhythmus zu erleben.
Und nicht zu vergessen: der Hornbach-Hammer. Die Idee ist so schlicht, wie wirkungsvoll. Eben ein Hammer.
Tobias Mann ist authentisch. Er spricht Hauptsätze. Und er besitzt eine gesunde Portion Selbstironie. Herrlich, wie er sein Buch anpreist: “Das muss vom Hof!”
Nach der Vorstellung musste auch Tobias Mann vom Hof. Weiter zum nächsten Veranstaltungsort. Da fährt einer landauf und landab mit einem Programm, das auf Augenhöhe zum Publikum ist. Da ist ein Künstler, der auf diese Weise sich Vertrauen zu denen “da unten” erspielt. Eine Frau fasste es nach der Vorstellung mit den Worten zusammen: “Mit dem würde ich auch im Dunkeln allein durch den Wald gehen.”
Danke, lieber Tobias. Und ein besonders dickes Dankeschön geht an alle beteiligten Techniker. Ein wunderbares Gastspiel. Eure Uta-Moni
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